Freitag, 11. Juni 2010

Renovierungsabeiten, 'Lothar' und 'Martin'

Nach dem grossen Aufräumen und Saubermachen ging es wieder an die Renovierung. Ich dachte ja immer, in puncto Bauvorschriften wird man in Deutschland sehr eingeengt, in Frankreich ist alles viel freier- so kann man sich irren. In unserem Fall hat ausser dem Bauamt und der Hochwasserbehörde auch noch der Denkmalschutz ein Mitspracherecht, da wir uns weniger als 500 m Luftlinie entfernt von der kleinen romanischen Kirche befinden. Die Vorschriften erstrecken sich auf alle Details am Gebäude wie z.B. Fassadengestaltung und Fenstergrösse, selbst der Kies auf den Wegen ist reglementiert, die Farbpalette für den Anstrich limitiert. Das Sanitärgebäude war bis auf halbe Höhe dunkelbraun gestrichen, der obere Teil - einschliesslich der Dachbalken - in sehr hellem ocker (frz. 'ton pierre' = 'steinfarben'). Ich fand das einigermassen scheusslich und erlaubte mir, eigemächtig (aber wie ich meine, der Logik folgend), alle Balken und Stützpfeiler dunkelbraun zu lackieren, die gesamte 'steinerne' Fassade dagegen von oben bis unten im hellen 'steinton'. Als ich dies nun - mir keines Verbrechens bewusst - einmal auf dem Bauamt erwähnte, stiess ich auf Entsetzen: 'Wie, ganz ohne Bauantrag einfach die Farbe geändert? - Nein, dieselbe Farbe, nur etwas anders aufgeteilt...' Schliesslich durfte ich diese nicht genehmigte Umgestaltung dann doch so lassen und musste nicht alles wieder umstreichen.
Noch viel heikler wird es, wenn das Dach betroffen ist. Hier ist ein relativ steiler Neigungswinkel vorgegeben und es muss mit einer bestimmten Sorte kleiner Ziegel gedeckt werden. Unsere Dächer stammen aus der Zeit vor diesen Vorschriften, sind eher flach gehalten und mit Wellblech gedeckt - ein 'Schandfleck'. Auf dem Rathaus gab man uns den Tipp, in unserem Antrag für die Umbauarbeiten am Sanitär zu betonen, dass das Dach nicht angetastet wird, da man uns sonst ein ganz neues, den Vorgaben der Denkmalschutzbehörde entsprechendes Dach auferlegt, dessen Kosten unseren finanziellen Spielraum sprengen würden. Bis wir uns ein solches ästhetisch zur Kirche passendes Dach leisten können, haben wir es zur Verschönerung mit Rosen und anderen blühenden Kletterstauden beranken lassen.
Da meine Eltern immer wieder für längere Zeitabschnitte kamen, um uns zu unterstützen, wurde für sie auch ein Mobilheim bestellt. Dieses sollte, wie unser altes, auch hochwassersicher fest installiert werden. Ein entsprechender Antrag wurde aber abgelehnt, da auch hierdurch die historische Kulisse verschandelt würde. Als Vorschlag zur Güte empfahl man uns zwei Lösungen, um doch noch eine Genehmigung zu erhalten: es entweder mit einem Bretterverschlag zu umbauen und diesen grün anzustreichen, damit es sich quasi unsichtbar in die Vegetation einfügt oder gleich in fester Bauweise mit einem steilen Dach wie oben beschrieben. Wozu braucht man dann noch ein Mobilheim, wenn man dafür zuerst ein Haus bauen muss, um es darin zu verstecken? Da man nun aber für die Aufstellung eines Mobilheimes, das seine Mobilität (d.h. seine Räder) behält, gar keinen Antrag stellen muss, sofern die Grösse bestimmte Richtwerte nicht überschreitet, verzichteten wir auf eine feste Installierung. Jetzt ist es provisorisch so hochgestellt, dass es im Bedarfsfall auch über die Zufahrtsstrasse (durch ein geöffnetes Zaunstück) direkt nach aussen gezogen werden könnte - und verschandelt ohne Einspruch die Kulisse; allerdings ist die Vegetation dort so üppig, dass man selbst vom Campingplatz aus gar nicht so viel davon sieht.
Bei den Umbau- und Renovierungsarbeiten betätigten wir uns erstmals als 'Maurer' und 'Fliesenleger' - es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Nur mein Vater, der auch die Pläne entworfen hat, verfügte über eine gewisse Erfahrung und konnte uns anleiten. Norbert hatte bei seinen Studentenjobs auch schon mal auf dem Bau gearbeitet, aber für mich war das ganz neu. Meine erste Mauer errichtete ich zusammen mit meinem Vater; wir standen uns gegenüber und setzten abwechselnd je eine Reihe Steine. Als wir die Wand nach Fertigstellung im Profil begutachteten, war eine deutliche Zickzacklinie zu sehen: je nachdem, wer die Steine gesetzt hatte, neigte sich die Reihe in die eine oder die andere Richtung. Beim Verputzen konnten wir dies dann einigermassen wieder ausgleichen. Beim Kacheln zeigte sich dann, dass auch die bereits vorhandenen Wände keineswegs ganz gerade waren; zusammen mit unserer fehlenden Erfahrung ergab sich daraus an manchen Stellen ein schwieriger Kampf um gerade Reihen mit gleichmässigen Fugenabständen.
Auch die Natur trug dazu bei unseren Alltag recht abwechslungsreich und zuweilen abenteuerlich zu gestalten. Mit dem Wasser hatten wir ja schon erste Bekanntschaft gemacht; durch 'Lothar' und 'Martin' erfuhren wir, wie sich ein Sturm in einem Heim in Leichtbauweise aus dünnem Blech, mit wenig Holz und viel Pappe und Plastik anfühlt. Am Tag des Sturms waren wir seit dem frühen Morgen damit beschäftigt, alles festzubinden und zu sichern. Als dann der Wind wieder etwas abflaute, hatten wir keine grösseren Schäden zu beklagen ausser einem Vorzelt, das über den Wohnwagen geweht worden war - wodurch besonders die Zeltstangen gelitten hatten. Wir glaubten schon, das Schlimmste überstanden zu haben, da um den ersten Sturm viel mehr Aufhebens gemacht wurde; er betraf ja auch immerhin den Grossraum Paris (und damit den 'Nabel der Welt') im Gegensatz zu Martin, der lediglich 'die Provinz' gefährdete. Am Abend lagen dann die Kinder in ihren Betten, Norbert war im Wohnzimmer erschöpft vor dem Fernseher ebenfalls eingeschlafen. Ich hatte mich mit einem Buch ins Schlafzimmer zurückgezogen, konnte aber nicht schlafen. Das Heulen des Sturms wurde immer lauter und mit jeder Böe spürte ich, wie die Mobilheimwand mir immer weiter in den Rücken gedrückt wurde. Die nach Westen ausgerichtete 11 m lange Seitenwand bot dem Wind eine grosse Angriffsfläche, auch Büsche und Sträucher peitschten immer wieder gegen das Blech. Dann gab es einen grossen Knall, ich traute mich aber nicht hinaus, um nachzusehen - später stellte sich heraus, dass der Terrassentisch gegen die Wand geschmettert worden war. Kurz darauf war ein gewaltiges Poltern zu hören; etwas sehr Schweres hatte das Dach getroffen, und zwar im vorderen Teil, wo das Wohnzimmer lag. Ich lief schnell hin und konnte mich gerade noch davon überzeugen, dass Norbert nichts passiert war, dann fiel auch schon der Strom aus und wir sassen im Dunkeln. Die Tür liess sich nicht mehr öffnen, im Licht der Taschenlampe sahen wir nur Zweige und Blätter, die die gesamte Terrasse ausfüllten. Durch die grosse Frontscheibe nach Norden hin bot sich dasselbe Bild. Aus Sorge, vom selben Baum könnten womöglich noch mehr Äste herunterkommen, weckten wir die Kinder und zogen uns ins Schlafzimmer am entgegengesetzten Ende des Mobilheims zurück. Für die Beleuchtung stellten wir ein paar Kerzen in eine Schüssel mit Wasser - um nicht auch noch einen Brand zu riskieren, falls das Mobilheim umgeweht würde. Nach ein paar Stunden flaute der Sturm etwas ab; mit vereinte Kräften gelang es uns, die Zweige so weit wegzudrücken, dass die Tür sich ein Stück weit öffnete und wir kletterten über Äste und Zweige und brachten uns im doch etwas stabileren Hauptgebäude in Sicherheit. Bei Tageslicht konnten wir dann sehen, dass einer der Hauptäste mit einem Durchmesser von etwa 30 cm direkt am Stamm abgebrochen war und mit ihm fast die halbe Baumkrone. Einer der weitverzweigten Seitenäste hatte das Dach getroffen und das laute Poltern verursacht. Der Hauptast selber hatte nur um wenige Zentimeter das Mobilheim - und Norbert! - verfehlt. Auf dem Platz war ein kleinerer Baum bis auf die halbe Höhe des Stammes gespalten worden, ansonsten hatten alle Bäume die Stürme gut überstanden. Dennoch bestellten wir einen Experten, um unsere Bäume begutachten und uns beraten zu lassen. Von ihm erfuhren wir, dass unser beschädigter Baum in einer frühen Wachstumsphase unfachmännisch beschnitten worden war, wodurch zwischen Stamm und Ast an einer Stelle Wasser eindringen konnte. Es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, bis er brach - auch ohne Sturm. Die übrigen Bäume wurden für gut befunden, zur Sicherheit könne man sehr weit ausladende Äste absägen lassen. Wir befolgten den Rat; dennoch haben wir seither - wenn Windgeschwindigkeiten von 100 km/Stunde und mehr angekündigt wurden - unser Nachtlager vorsichtshalber im festen Gebäude aufgeschlagen, zum Glück bislang unnötigerweise.

Donnerstag, 3. Juni 2010

Umzug und 'Taufe'

Das Wenige, das in der Dunkelheit vom Platz und der Umgebung zu erkennen war, gefiel uns recht gut; die Lage direkt am Ortsrand des kleinen Dorfes würde den Kindern auch den Kontakt zu Gleichaltrigen erleichtern. Mit neuer Hoffnung und Vorfreude fuhren wir nach Moulins, um uns ein 'Formule 1'-Hotel zu suchen. In diesen preisgünstigen Unterkünften bezahlt man eine Pauschale fürs Zimmer unabhängig von der Personenzahl; ausserdem kann man jederzeit in der Nacht einchecken - am Automaten mit Kreditkarte. Da wir eine solche jedoch nicht besassen, passten wir einen Gast am Eingang ab und baten ihn, für uns mit seiner Karte ein Zimmer zu buchen und gaben ihm die Summe in bar. Am nächsten Tag machten wir uns dann auf - innerlich schon gegen eine erneute Enttäuschung gewappnet - zu unserer Besichtigungs- und Ämterrunde. Doch diesmal war alles anders. Obwohl es inzwischen schon Oktober geworden war, schlug uns die Naturschönheit, besonders im angrenzenden Naturschutzgebiet, sofort in ihren Bann. Auch die ganze Umgebung mit ihren vielen verstreuten Bauernhöfen, weiten Feldern und weidendem Vieh (ideal zum Fahrradfahren), gab mir das Gefühl, dass wir uns hier sehr bald wirklich heimisch fühlen könnten. Auf dem Platz selbst gab es noch sehr viel zu tun, insbesondere der Sanitäbereich war dringend renovierungsbedürftig; aber das hatten wir ja auch nicht anders erwartet. Im örtlichen Rathaus erfuhren wir, dass der Platz in der Überschwemmungszone des vorbeifliessenden Allierflusses liegt, doch nach den Hochwasserberichten der letzten Jahre schienen die Überschwemmungen nicht so häufig und so heftig zu sein, dass unsere Euphorie dadurch ernsthaft gebremst wurde - immerhin gibt es viele Campingplätze in Hochwassergebieten und die kommen auch damit klar...Damals haben wir die viele Arbeit, den Schmutz und das Bangen, wenn der Pegel unaufhörlich steigt und der Regen einfach nicht aufhören will, eindeutig unterschätzt; aber ich denke, selbst wenn wir genauer gewusst hätten, was auf uns zukommt, hätten wir dieselbe Entscheidung gefällt.
Als etwas problematischer erschien uns dagegen die Auskunft, dass die schon seit Jahren überfällige Aktualisierung der 2-Sterne-Bewertung immer noch nicht beantragt worden war - die Andeutungen über strengeres Vorgehen auf dem DDE neulich hatten uns doch etwas misstrauisch gemacht. Der Besitzer war aber einverstanden, die Prüfungskommission noch vor dem Kaufabschluss zu bestellen; eine entsprechende Klausel wurde in Vorvertrag aufgenommen.
Diesmal wagten wir es nicht, voreilig grosse Pläne zu schmieden und innerlich schon halb umzuziehen. Doch alles ging gut und wir erhielten schon nach kurzer Zeit einen 'avis favorable', d.h. einen grundsätzlich positiven Bescheid mit der Auflage, einige kleinere Mängel zu beheben. Dies erschien uns durchaus machbar und nach dem endgültige Kaufabschluss stürzten wir uns endlich in die Umzugsvorbereitungen. Jetzt zeigte sich, wie schnell sich in einem Haushalt mit kleinen Kindern eine Unmenge von 'Ballast' ansammeln kann. Uns fehlte die Zeit, abgelegte Kleidung und Spielzeug beispielsweise auf dem Flohmarkt zu verkaufen. Bei vielen anderen Dingen fiel uns die Entscheidung schwer, was wir in unserem 'neuen Leben' noch brauchen würden, da auch noch überhaupt nicht absehbar war, wieviel wir uns wann neu leisten konnten. Also packten wir viel zu viele Sachen in viel zu viele Kisten - was sich noch als eher ungünstig herausstellen sollte. Während Norbert mit einem Anhänger in mehreren Touren unsere Habe nach und nach herbeischaffte, blieb ich mit den Kindern in Châtel, um unser neues Zuhause einzurichten und alles irgendwie unterzubringen. Der zur Verfügung stehende Platz war sehr begrenzt, die Wirtschaftsräume und das Lager waren bereits vollgestopft mit altem und neuen Inventar (beispielsweise 5 grosse Kaffeemaschinen, von denen nur eine funktionierte), Sonnenschirmen und Terrassenmöbel...; ausserdem gab es einen nicht unerheblichen Restbestand an Plastikgeschirr für das der Vorbesitzer nebenher noch eine Vertretung betrieben hatte. Unsere 'Wohnung' bestand in einem alten Mobilheim (aus den 70er Jahren),33 m² gross, mit winzigen Zimmern. So musste vieles einfach in den Kisten bleiben, die in zwei offenen, überdachten Anbauten gestapelt wurden.
Es kam, wie es kommen musste. Unser Vorbesitzer hatte den Platz nur 3 Jahre lang geführt und während dieser Zeit kein einziges Hochwasser erlebt; wir erhielten unsere 'Taufe' schon 3 Wochen nachdem wir uns endgültig installiert hatten. Durch den Trubel des Umzugs und die ganze Arbeit, um den Platz für die Saison fertigzumachen, hatten wir es versäumt, den Wasserstand im Auge zu behalten, ausserdem hatten wir uns darauf verlassen, dass man uns im Gefahrenfalle schon rechtzeitig Bescheid geben würde. Als ich nun eines Vormittags über den Platz ging, sah ich, dass das Wasser schon am Hinterausgang angekommen und gerade dabei war, sich einen Weg nach innen zu bahnen. Ich rannte zurück und rief den Bürgermeister an. Der war erstaunt, versprach aber, sich telefonisch an kompetenter Stelle zu erkundigen. 'Ja, es gibt tatsächlich Hochwasser' kam kurz darauf der Rückruf. Jetzt gerieten wir einigermassen in Panik, denn nachdem das Wasser nun bereits das Niveau des Platzes erreicht hatte, kam es doch recht schnell vorwärts, jedenfalls zu schnell für uns in Anbetracht unserer vielen Kisten und des auch nicht hochwassersicher gelagerten Platzinventars. Dazu mussten noch mehrere Wohnwagen herausgezogen werden: zwei von uns, einer von meinen Eltern, zwei zu vermietende, einer mit ausgestelltem Plastikgeschirr (von uns in eine 'Kleiderkammer' verwandelt) und einer, der seit über einem Jahr mit Vorzelt auf dem Gelände stand und dessen Besitzer verschollen war. Wir arbeiteten so schnell es ging, wenn auch einigermassen planlos, versuchten, das Wichtigste zuerst in Sicherheit zu bringen. Von der ganzen hektischen Aktion habe ich nur noch eine deutliche Erinnerung - wie ich irgendwann im Wasser stand und und versuchte, vorbeischwimmende Kleidungsstücke herauszufischen. Zwei Wohnwagen - der meiner Eltern und der des verschollenen Gastes - standen so ungünstig, dass uns vom Wasser die Zufahrt abgeschnitten wurde. Glücklicherweise hatte einer der Nachbarn die Feuerwehr alarmiert, deren Einsatzfahrzeug mit sehr hohem Radstand noch durchkam. Zwar gingen sie mit dem Vorzelt nicht gerade zimperlich um (die Stangen wurden herausgerissen und auf die Hecke geworfen und das Zelt, nicht ganz ohne Schwund, über das Wohnwagendach geklappt), aber sie konnten den Hänger gerade noch herausziehen, bevor das Wasser ins Innerer drang. Dabei hinterliessen sie tiefe Furchen auf dem Gelände. Der Wohnwagen meiner Eltern stand schon tiefer im Wasser, konnte aber durch ein geöffnetes Zaunstück über die Böschung auf die Zufahrtsstrasse gehievt werden.
In den Gebäuden stand das Wasser etwa 30 - 40 cm hoch. Wir hatten alles, was kein Wasser vertragen konnte, auf Tische, Stühle und andere hohergelegene Flächen gestellt. Einiges war dabei vergessen worden, wie z.B. die noch nicht angeschlossenen Lautsprecher der Stereoanlage, die bei den Geschirrkisten gelagert waren...
Die Spülmaschine und die Waschmaschine waren glücklicherweise nur von aussen nass geworden und funktionierten nach dem Austrocknen wieder - machten jetzt aber einen Höllenlärm. Die Waschmaschine konnte man nur laufen lassen, wenn man sich währenddessen nicht im Gebäude aufhalten musste.
Das Mobilheim war hochwassersicher auf einem Sockel installiert und so standen wir wie auf einer kleinen Insel inmitten einer riesigen Seenlandschaft. Wären da nicht die Schäden, der Schmutz und die ganzen Unannehmlichkeiten, hätten wir die Romantik der ganzen Szenerie noch mehr geniessen können. Jetzt, wo der Regen aufgehört hatte, waren noch mehr Vögel als sonst aus dem etwas tiefer liegenden Naturschutzgebiet auf den Platz ausgewichen und ihr Gesang hallte über die Wasserfläche; besonders eindrucksvoll schallte das Lied der Nachtigal durch die stille Nacht, während sich das Mondlicht auf dem Wasser spiegelte. In der Dämmerung mischten sich die leisen Rufe der Schleiereulenküken darunter, deren Stamm-Nistplatz in einer hohen Tanne auf dem Nachbargrundstück lag.
Inzwischen hat sich beim Hochwasserschutz sehr viel getan, besonders nach dem 'Jahrhunderthochwasser' Ende 2003. Zuerst wurde ein telefonischer 'Katastrophendienst' eingerichtet, d.h. eine Bandansage über gefährliche Wetterphänomene und Hochwassergefahr. Im Falle steigender Pegel wurden diese für die wichtigsten Stationen durchgegeben und zweimal täglich erneuert, eventuell mit Prognosen für die weitere Entwicklung. Inzwischen kann man über 'Météo France' landesweit die Karten 'vigilance météo' (Warnung vor Unwetter, Sturm, Schneechaos usw.) und 'vigilance "crues"' einsehen; auf der letzteren sind die erst stündlich, neuerdings sogar halbstündlich aktualisierten Pegelstände aller Messtationen der wichtigsten Flüsse Frankreichs einzusehen, mit Vergleichswerten der vergangenen Hochwasser. Bei Hochwassergefahr gibt es dazu allgemeine Lageberichte über die Entwicklung auf den verschiedenen Flussabschnitten und Schätzwerte für den weiteren Verlauf. Seither wissen wir schon Tage vorher ziemlich genau, was auf uns zukommt und können uns entsprechend darauf einstellen. Dennoch bleibt so ein Ereignis immer mit viel Arbeit, Schmutz und nervlicher Anspannung verbunden und wir sind froh über jedes Jahr, in dem wir davon verschont bleiben.